Die Trisolaris-Trilogie – Liu Cixin

1. Die drei Sonnen – 2. Der dunkle Wald – 3. Jenseits der Zeit

Rezension

Als mir eine Freundin aus Chongqing sagte, ich möge die Trisolaris-Trilogie lesen, dachte ich mir nicht viel dabei und schob das Lesen auf, schließlich hatte ich genug andere Bücher auf meinem E-Reader. Und Hard-Science-Fiction aus China war nicht unbedingt etwas, das mich interessierte, erst recht nicht, wenn man sich durch fast 2000 Seiten quälen muss. Das war etwa 2006, als das erste Buch gerade ins Englische übersetzt wurde.

Ein paar Jahre später lese ich bevorzugt chinesische Hard-Science-Fiction. Seien es alle anderen Bücher von Liu Cixin (Ball Lightning und viele Kurzgeschichten), von Baoshu, der ein viertes Buch als Fan-Fiction geschrieben hat oder dem englischen Übersetzer Ken Liu. Ich habe die Trilogie sogar zweimal gelesen und möchte diese sogar ein drittel Mal lesen.

Auf insgesamt 1740 Seiten wird die Geschichte des ersten Kontakts mit Außerirdischen erzählt. Als Hard-Science-Fiction wird dies so realistisch wie möglich dargestellt. Zum Beispiel dauert die Reise von einem Planeten zum anderen 400 Jahre. Das bedeutet auch, dass es keinen Charakter gibt, der über alle drei Romane von Bedeutung ist.

Die Geschichte findet nicht aus der Sicht eines einzelnen Erzählers statt, sondern von der Sicht der gesamten Menschheit, die sich über die Jahrhunderte stark verändert. Manchmal zum Guten, mit hoffnungsvoller Erwartung auf den ersten Kontakt mit einer intelligenten Kultur. Manchmal zum Schlechten, aus Angst vor vollständiger Zerstörung.

Die Außerirdischen sind die Trisolarier, die auf einem Planeten mit drei Sonnen leben. Während unser Sonnensystem einfach und klar strukturiert ist, herrscht bei einem System mit drei zentralen Himmelskörpern totales Chaos. Wie unberechenbar sich drei Körper bewegen, die einander anziehen, sieht man in dieser Simulation.

Während wir also recht luxuriös unsere Menschheitsgeschichte in einem stabilen System errichten können, stets in der Sicherheit, dass sich die Planeten gleich bewegen werden und wir höchstens mit selbst gemachten Problemen konfrontiert werden, leben die Trisolarier in ständiger Angst, jede Sekunde ausgelöscht zu werden. In einem System mit drei Sonnen gibt es keine Sicherheit.

Trotz sehr hoher Technologie, können die Trisolarier das "Drei Sonnen Problem" (wie das Buch auf Englisch heißt) nicht lösen und suchen verzweifelt nach einem neuen Heimatplaneten. Und auf der Erde finden sie zufällig eine chinesische Astronomin, die ihnen antwortet und dadurch die Position der Erde als bewohnbaren Planeten enthüllt. Die Menschen haben nun 400 Jahre Zeit, sich auf den ersten Kontakt vorzubereiten.

Das Buch wird manchmal kritisiert, da die Sprache nicht ausgereift genug sei. In der Tat darf man hier nicht mit gehobenen Beschreibungen Dostojewskis rechnen. Die Tatsachen werden klar, auf nüchtern-chinesischer Art, ohne große Ausschmückungen beschrieben. Wer hohe Literatur erwartet, wird enttäuscht sein. Stattdessen muss man sich darauf einstellen, dass sich der Roman nicht in den Worten, sondern in den unglaublichen Ideen abspielt. Die Akteure werden nicht mit hunderten von Adjektiven beworfen, ihr Charakter offenbart sich erst in ihren Handlungen.

Auch wenn das Buch jetzt (2023) im Westen wohl weiterhin kaum bekannt ist, wird sich dies sehr bald ändern. D.B. Weiss, David Benioff, die Macher hinter der Game of Thrones Verfilmung, haben sich Trisolaris als ihr nächstes, großes Projekt vorgenommen.

China hat ein Soft Power Problem. Benachbarte Länder, wie Süd-Korea und Japan, werden im Westen als sehr positiv betrachtet, teilweise durch kulturelle Einflüsse wie Fernsehserien (Squid Games), K- und J-Pop, Animes und vieles mehr. Die Trisolaris Serie, sollte sie ein ebenso großer Erfolg wie Game of Thrones werden, wird westliche Zuschauer eine ganz neue Perspektive auf China ermöglichen.

Persönliche Meinung

Barack Obama und Mark Zuckerberg loben das Buch und auch ich kann mich dem uneingeschränkt anschließen. Der Ex-Präsident sagte, dass seine täglichen Probleme in der Politik winzig wirken im Vergleich zum Umfang des Buches. Tatsächlich werden Zeit und Raum über einen gigantischen Rahmen so nachvollziehbar dargestellt, dass man sich wie ein winziges, unbedeutendes Staubkorn vorkommt.

Für mich hat die Trisolaris-Trilogie verändert, wie ich den Weltraum, Zeit und die Menschheit sehe. Was könnte man von einem Buch mehr erwarten?

Bewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐ 10/10